von Georg Büchner
Premiere: 01.November 2019
Kleines Haus // Staatstheater Darmstadt
Infos&Tickets
Inszenierung: Julia Prechsl
Bühne: Valentin Baumeister
Kostüme: Birgit Leitzinger
Musik: Fiete Wachholtz
Dramaturgie: Roland Marzinowski
Mit:
Thorsten Loeb (König Peter)
Béla Milan Uhrlau (Prinz Leonce)
Anabel Möbius (Prinzessin Lena)
Victor Tahal (Valerio)
Nicola Lembach (Die Gouvernante)
Karin Klein (Die Zeremonienmeister*in)
Stefan Schuster (Der Präsident)
Fotos © Robert Schittko
Presse:
Frankfurter Rundschau / 03.11.2019 / von Marcus Hladek / "In der Hüpfburg"
“Genialisch einfach wuchtet Julia Prechsl (Regie) Georg Büchners Lustspiel ins Staatstheater Darmstadt.”
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Wiesbadener Kurier / Darmstädter Echo / 04.11.2019 / von Stefan Benz / "Liebe ist kein Schicksal"
“Julia Prechsls großartige Inszenierung im Staatstheater Darmstadt zeigt die schwermütige Komödie aus dem Königreich Popo in einer Hüpfburg aus dem Lande Kalau.
[...] Nach einem eindrucksvoll skelettierten „Moby Dick“ in den Kammerspielen vor einem Jahr, ist die junge Regisseurin nun im Kleinen Haus angekommen und zeigt gleich mal, was sie drauf hat: „Leonce und Lena“ ist als geistreich vergrübelte Komödie so lustig eigentlich gar nicht. Man hat mit diesem Büchner und seinem gelangweilten Hofstaat ja schon öfters auf gehobenem Niveau fatalistische Trübsal gefeiert. Das wird hier nicht passieren. Nach zwei Stunden gibt es Premierenjubel. Julia Prechsl hat gekürzt, umgestellt, verändert und bricht die Vorlage immer wieder auf. Dann quillt die Sprache von heute heraus, denn es soll ja auch um junge Leute von heute gehen. Das nimmt Büchner wenig, schenkt ihm aber immer wieder Kraft dank Klamauk. [...]
Thorsten Loeb, eben noch als Jago in „Othello“ ein toxischer Macho, erkennt man jetzt kaum wieder: Mit Kriemhildzopf und Aufblaskrone ist er ein King Ulk der Erste aus dem Königreich Kalau.
Der Alte hat noch Spaß an seiner Hüpfburg, sein Sohn geht derweil buchstäblich die Wände hoch. Béla Milan Uhrlau wird noch vom vierfachen Geist seiner abgelegten Mätresse gepeinigt, als Freund Valerio (Victor Tahal) zum Ausbruch „Gen-Italien“ ruft. [...]
Doch dann kommt Lena. Und wie: Nichts zu sehen von ihrer Schwermut. Anabel Möbius knetet die Gedanken der Prinzessin, grollt in ihrem Kummer immer wieder auch direkt ins Publikum, spuckt die Sätze eher aus. [...] Und doch ist sie auf herbe Art bezaubernd.
Mit Leonce hüpfelt sie sehr zärtlich durch die Gummiburg, die ihr Schicksal sein soll. Doch bei Büchners Fatalismus spielt die Regie nicht mit. Karin Klein und Stefan Schuster als Zeremonienmeister und Präsident peitschen die Zuschauer vor der Hochzeit an, als würde die Schinkenstraße vom Ballermann direkt nach Büchnerland führen. Statt der Königskinder tauchen verkleidet aber nur Valerio und Lenas unwiderstehlich spröde Gouvernante (Nicola Lembach) auf. Für einen entlarvenden Moment vergeht dem König die ewige Partylaune, blitzt eine fiese Fratze auf, doch weil Popo-Peter das Kurzzeitgedächtnis eines Regenwurms hat, wird halt verheiratet, wer gerade da ist. [...]
Die dritte große Premiere der Saison beschert dem Darmstädter Sprechtheater den dritten Erfolg in Serie – und allemal den sympathischsten. Hier hat mit der Zeit ein Schauspiel sich und seine Sprache gefunden. Es lohnt sich, das zu entdecken.”
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Frankfurter Allgemeine Zeitung / 05.11.2019 / von Matthias Bischoff / "Gefangen im Gummimonster"
“[...] Doch kommt der Spaß ohnehin an sein absehbares Ende. Wenn endlich die neue Zeit kommt, kann die Kindertraumburg nicht überleben. Am Ende wachsen die zwei fatalistischen Wohlstandsgören über sich hinaus und ziehen den Stecker der Druckluftpumpe. Das feine Summen des Motors verstummt, das schwarze Gummimonster fällt in sich zusammen. Drinnen hört man die Vertreter der alten Welt panisch kreischen. So beginnt in der Komödie die Revolution.”
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Frankfurter Neue Presse / 04.11.2019 / von Astrid Biesemeier / "Die Jugend begehrt auf"
“[...] Die Party ist vorbei, die junge Generation zieht der vorherigen den Stecker [...] So endet nicht ein neues Drama zur Klimadebatte, sondern Georg Büchners "Leonce und Lena”. Julia Prechsl hat es am Staatstheater Darmstadt inszeniert. In zwei kurzweiligen Stunden schnurrt Büchners Lustspiel da ab. Und das Bühnenbild, ein schwarzes Luftschloss, das sich anfangs langsam mit Luft füllt und langsam vor den Augen des Publikums entsteht, erhält gleich einen ersten Applaus [...]"